Freitag, 25. Dezember 2009

Chance vertan

Letzte Woche schneite es kräftig. Ungewöhnlich für diese Gegend. Das Resultat: Viele Busse fuhren nicht, also erreichten viele Schüler die Schule nicht. Was dazu führte, dass in etlichen Klassen weniger als 10 Schüler saßen. Was macht ein Lehrer mit einer derartig dezimierten Klasse? Es schickt sie in die Cafeteria natürlich, wo sie sich die Zeit vertreibt.
Eine Schulstunde später, neuer Lehrer, noch weniger Schüler, denn einige haben eingesehen, dass sie umsonst gekommen sind und sich wieder auf den Heimweg gemacht. Reaktion des Lehrers: Er schickt die Schüler in die Cafeteria.

Okay, es ist kurz vor Weihnachten, und wirklich Lust auf Unterricht hat niemand mehr. Aber wie wäre es dennoch mit dieser Alternative?

Der Lehrer findet statt 30 nur 6 Schüler vor. Traumhaft, denkt er. Endlich kann er einmal wirklich individuell fördern, sich um jeden Schüler kümmern. Er fragt sie, welchen besonderen Bedarf sie haben, was sie noch nicht verstanden haben, welche Dinge sie besonders interessieren - und macht einen individualisierten Unterricht.

Ich sehe schon die Proteste: "Das ist ja ungerecht, da werden ja einige wenige bevorteilt." Also besser, dass niemand etwas lernt als einige wenige, oder? Jemand, der sich auskennt und dem ich die Geschichte erzählte, meinte: "Das geht ja auch ganz anders. Ich habe mit den Schülern in einer solchen Situation sogar neue Inhalte durchgenommen, sie haben diese dann den in der nächsten Stunde ihren Mitschülern vermittelt - so hatten alle was davon."

Mit ein bisschen Fantasie und der notwendigen Einstellung geht vieles. Schade, dass man sich Lehrer nicht aussuchen kann...