Montag, 17. Oktober 2011

Lernmittelfreiheit ?!

Lernmittelfreiheit ist ein hohes und altes Gut. In manchen Bundesländern hat sie gar Verfassungsrang. Vertraue ich Wikipedia, erfahre ich, dass die Forderung danach aus 1848 stammt, was einen per se vor Ehrfurcht erstarren lässt. Allerdings - auch das eine Form der Erstarrung - scheint seit damals nicht viel bei der Zuweisung der erforderlichen Mittel geschehen zu sein.

In der letzten Sitzung unserer Schulpflegschaft machte unsere Schulleitung die Sackgasse (i.e.: eine der Sackgassen) deutlich, in denen die Schulen stecken. Die Budgets sind knapp, die Eigenanteile der Eltern in NRW gesetzlich gedeckelt, doch will man den Schülern didaktisch etwas Gutes tun, arbeitet man eher mit Arbeitsheften als mit Fibeln. Nur leider lassen sich diese, einmal verwendet, nicht mehr budgetschonend an die nächste Klasse weiterreichen. Bleibt in vielen Fällen nur der Kopierer oder der Förderverein.

Nun ist ersteres in der Regel verboten, zweiteres in meinen Augen schon deshalb bedenklich, weil hier die Öffentliche Hand Aufgaben an ihre Auftraggeber zurück delegiert. Dazu statistische Daten aus erster Hand: Im vergangenen Schuljahr hatten wir für vier Kinder in der Jahrgangsstufen 2 bis 12 insgesamt Ausgaben für im engeren Sinn schulbezogene Dinge von 998,- €. Darin enthalten ist nicht jedes Radiergummi, aber eine (mittelschwere) Klassenfahrt. Statistisch halte ich das bei vier Kindern für normal.

Wenn ich diese Zahlen hochrechne, stelle ich fest, dass ein normales Gymnasium wie dasjenige, das drei meiner Kinder besuchen, etwa 300.000 € (zusätzlich!!) akquirieren muss, um seinen Job meist mehr schlecht als recht zu machen. Eine Stadt wie unsere, knapp 60.000 Einwohner kommt so auf fast 2 Mio €, für die Bundesrepublik kämen locker 3 Milliarden € zusammen. Leistungen von Fördervereinen und Sponsoren sind hier noch gar nicht enthalten. Ich weiß, dass diese Rechnung keiner ernsthaften statistischen Überprüfung standhält. Aber dennoch mag man mir das Aufkommen einer gewissen Übelkeit gestatten.