Samstag, 26. November 2011

Kundenorientierung

Mein Sohn wandelt auf Freiersfüßen. Das ist, wie jeder weiß, mit 14 nicht trivial. Uns freut das, denn mutmaßlich wird er abgelenkt und stabilisiert werden, erfährt wichtige Bestätigungen für seine Persönlichkeit, stärkt sein Selbstvertrauen. Also mit Sicherheit auch für den Rest der Familie eine heraufdämmernde Phase der Entspannung.

Wäre da nicht der Öffentliche Nahverkehr. Seine Angebetete wohnt nach dem Tod ihrer Mutter in einem kleinen Ort, zwar innerhalb des Kreises, aber doch nicht leicht zu erreichen, locker 25 km entfernt. Treffpunkt ist die nahegelegene ehemalige Kreisstadt, ca. 30 km entfernt. Vor zwei Wochen musste ich los, weil der Bus ihn verspätet - nachdem der eigentliche Bus nicht kam - auf halber Strecke herauswarf und umkehrte. Bei Wind und Wetter, ohne Unterschlupf. Heute war er nach einem Umweg über die Kreisstadt (20 km) frühzeitig zurück, weil er sich am Zielbahnhof kalte Ohren geholt hat und - nach der Mitteilung eines mitleideneden Busfahrers, dass der weiterbefördernde Bus heute ausfällt - wieder umkehrte. Was daran am ärgerlichsten war, ist, dass er in beiden Fällen sozusagen am Zentrum des Geschehens saß, nämlich vor den jeweiligen Büros der Verkehrsgesellschaft, die es nicht für nötig befand, wenigstens an den meistfrequentierten Haltestellen einen Hinweis anzubringen.

Ich will mich nicht beschweren. Das Niveau der Dienstleistungen ist hierzulande hoch. Wo ich allerdings deutliche Defizite feststelle, ist die Kundenorientierung. Das gilt für Busunternehmen ebenso wie für Schulen. Wenn ein Laden nur groß genug ist, dann bildet der einzelne Abnehmer kein Problem mehr. Die zwei Prozent, die den Bus nicht bekommen haben oder dem Unterricht nicht folgen konnten, sind dann eine Randerscheinung. Da kann einem wirklich übel werden.