Sonntag, 11. September 2011

Klassiker

Hat jemand eine Idee, wie man seinem Kind erklärt, warum es sich mit dem Drama "Iphigenie auf Tauris" beschäftigen soll? Bin zwar der Meinung, dass dies eine Aufgabe der Lehrer ist, aber was mache ich, wenn dieser hierzu nicht in der Lage ist? Oder soll ich es so handhaben wie in anderen Fächern, in denen Lehrer auf die Frage: "Warum müssen wir das lernen?" antworten: "Weil sich in irgendeiner Kommission jemand das ausgedacht hat!"

2 Kommentare:

  1. Mein erster, spontaner Gedanke war: Seht Euch Peter Weirs "Der Club der toten Dichter" an. Hier wird gezeigt, dass sich junge Leute für Literatur interessieren können, die zunächst einmal nichts mit ihrer unmittelbaren Lebenswelt zu tun hat.

    Natürlich gibt es auch rationale Gründe: Wer sein Abitur anstrebt, sollte einen Überblick über die Geschichte der deutschen Literatur besitzen, sollte die wichtigsten literarischen Gattungen kennen, sollte vielleicht auch eine Ahnung davon haben, dass es Stoffe gibt, die seit mehr als 2000 Jahren immer wieder neu und anders erzählt werden, sollte sich vielleicht auch einmal mit Grundfragestellungen (wie hier die Wahl zwischen Neigung und Pflicht) auseinander setzen. Außerdem sollten Schüler in der Lage sein, ihren Geist auch auf etwas zu richten, das sich nicht in einer SMS subsummieren lässt. Das geht mit der Iphigenie recht gut, aber auch mit anderen Dramen. Wenn man das alles in Frage stellt, stellt man aber auch andere Fächer, das Gymnasium überhaupt, das Bürgertum und auch ein paar seiner Lebenslügen in Frage. Eine Reifeprüfung, die nur auf unmittelbar und aktuell Umsetzbarem beruht (und dies auch nur in bestimmten Tätigkeitsfeldern) ist das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wird.

    Aber (großes aber): Natürlich ist es Aufgabe eines Lehrers, seinen Schülern dies klar zu machen. Ein Lehrer, der die von Dir zitierte Antwort gibt, ist nicht nur ein Feigling, sondern ein ganz armer Tropf, der sich zu Recht fragen lassen muss, ob er nicht den falschen Beruf gewählt hat. Doch da liegt das Problem. Ein von seinem Fach inspirierter Lehrer wird jedes, wirklich jedes Thema mit seinen Schülern Gewinn bringend behandeln - und die Schüler werden begeistert sein.
    Scheinbar sind solche Lehrer heute selten. Vielleicht sollte man den Film deshalb lieber weglassen, weil die Sprösslinge sonst eine Ahnung davon bekommen könnten, was möglich ist. Wir haben übrigens während unserer Schulzeit mindestens zwei Deutschlehrer erleben dürfen, die für ihr Fach wirklich gebrannt haben. Während meines Studiums durfte ich einen Professor kennen, bei dem es ebenso war. Der brachte es nämlich fertig, mit einer Vorlesung über Goethes Dramen den größten Hörsaal der Uni am Freitag um 16:00 Uhr zu überfüllen.

    Wieso muss man in unseren Schulen solche Leute heutzutage mit der Pinzette suchen?

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  2. :-) kann mich an beide Deutschlehrer gut erinnern. Tja, da ist man versucht zu sagen: Früher war....

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