Sonntag, 30. August 2009

Noch mehr Gründe

Die haarsträubenden Dinge, die unseren Kindern in der Schule widerfahren, gehören seit Jahren zu den Gesprächsthemen, die Johannes und mich immer wieder beschäftigen. Es lag also nahe, dass irgendwann die Idee zu einem Blog entstand.

Mit vier Kindern in der ersten bis zur elften Klasse und nach zehn Jahren Elternarbeit in der Schule und in einer lokalen schulübergreifenden Elterninitiative habe ich viele Dinge erlebt, die im besten Fall irritierend waren, oft aber Entsetzen hervorbrachten. Den von Johannes beschriebenen Gründen möchte ich noch etwas hinzufügen.

Auch wenn es seit PISA Mode ist, die Bedeutung schulischer Bildung zu besingen, ist Schule nach meiner Einschätzung noch immer der Bildungsbereich, der abseits der Fensterreden das geringste öffentliche Interesse erhält. Vielleicht liegt es ja daran, dass Schule im Unterschied zu Universitäten oder beruflicher Weiterbildung kaum über pekuniär potente Lobbygruppen verfügt. Vielleicht aber auch ist dies Ausfluss einer Wurstigkeit, die veröffentlichte Meinung, Politik und viele an Schule Beteiligte, darunter leider auch viel zu viele Eltern gegenüber dem an den Tag legen, was in der Schule wirklich vor sich geht.

Diese Wurstigkeit drückt sich ganz unterschiedlich aus: sie wird sichtbar in der Weigerung von 80% aller Eltern, ihre Mitbestimmungsrechte überhaupt wahrzunehmen, in der Tatsache, dass Diskussionen über Schule sich (vor allem in NRW) zunächst mal um „Systemfragen“ drehen und nicht um guten Unterricht, darin, dass eine behäbige Kultusbürokratie mit hoheitlichen, scheinaktiven Akten ihre Selbstrechtfertigung betreibt oder darin, dass zu viele Lehrer morgens recht und nachmittags frei haben und es sich in einem System bequem gemacht, wo es im Zweifel immer noch eine Schulstufe gibt, auf die ich einen nicht-konformen Schüler abschieben kann.

Was mir drastisch auffällt ist, dass kaum ein Sechsjähriger sich nicht enorm auf die Schule freut, dass aber kaum ein Sechstklässler nicht über Langeweile im Unterricht klagt und dass noch weniger Erwachsene nicht in erster Linie über Erfahrungen mit den Defiziten des Bildungssystems berichten. Das kann doch nicht normal sein! Was mir Hoffnung macht: Allen Bemühungen zum Trotz kann man Menschen auf lange Sicht nicht daran hindern zu lernen.

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