Dienstag, 19. Juli 2011

Schulfrieden?

Nordrhein-Westfalen hat endlich den Schulfrieden erreicht. So melden heute die Medien. Der vierzigjährige (oder so) Krieg ist vorbei. Die Ministerpräsidentin spricht von einer "historischen Verständigung". Alle Beteiligten klopfen sich auf die Schulter (nur nicht gegenseitig). Sollte der Kampf schulpolitischer Taliban beider Seiten, den ich beobachte, seit ich eine politische Meinung bilden kann, endlich beendet sein? Na ja, noch in der vergangenen Woche drosch die konservative Presse mit dem Schmähbegriff "Einheitsschule" los (RP 13.7.11). Warten wir ab, was sich ergibt, wenn wir neben allen anderen Schulformen jetzt eine "Sekundarschule" erhalten, allerdings ohne gymnasiale Oberstufe. Und kümmern wir uns drei Tage vor den Sommerferien nicht um die Eltern, die davon ausgegangen sind, dass sie für ihre Kinder mit der Anmeldung an einer Gemeinschaftsschule für das kommende Schuljahr den besten Schritt getan haben.

Was mir dazu einfällt: Ich bin in meinem Leben gelegentlich nach meinem Schulabschluss gefragt worden, sehr selten (meist aus privaten Gründen) nach der konkreten Schule und niemals, wirklich niemals nach der Schulform, die mir mein Abitur beschert hat. Auch meine Erfahrungen als Ausbilder, bei der Einstellung von Jugendlichen und im Gespräch mit verschiedenen Hochschulen zeigen mir: Nach Ende der Schulzeit ist die Schulform, in der man seinen Abschluss gemacht hat, vollkommen wurscht und egal. Nicht allerdings der Abschluss selbst. Warum wird dann so erbittert über Schulformen gefochten, nicht jedoch über Abschlüsse?

Wozu brauchen wir überhaupt ein Schulsystem, geschweige denn sechzehn? Deshalb mein Appell: schafft sie ab, die Schulstrukturen! Schafft ein System von Abschlüssen, meinetwegen nach den Klassen vier, sechs, zehn und zwölf oder sonstwie. Möglichst mit zentralen Prüfinstanzen, die nicht identisch sind mit den Lehrern. Wer könnte dann einer abitionierten Grundschule verdenken, wenn sie sagt: "Wir können auch bis zur Sechsten". Oder einem timiden Gymnasium: "Wir wollen nur Oberstufe"? Was würde geschehen? Die Leute würden mit den Füßen abstimmen, vier Jahre später wäre alles im Lot.

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